„Der Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafón: Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe

*Dieser Beitrag enthält Werbung

Da ich meinen Blog in der Zukunft auch für Buchrezensionen nutzen möchte, führe ich hiermit offiziell den #bookmonday ein: An einem oder manchmal vielleicht sogar zwei Montagen im Monat möchte ich euch ein Buch vorstellen, das ich vor Kurzem gelesen habe, und meine Meinung dazu kundtun. Warum gerade der Montag? Schlicht und einfach aus praktischen Gründen. So bleibt mir am Wochenende genügend Zeit, mir Gedanken zu machen und den Blogpost zu schreiben. Und vielleicht kann so mancher ja zum oft doch recht schwierigen Start in die neue Arbeitswoche Inspirationen für neue Bücher brauchen. Nun aber zur Rezension eines der wohl besten Bücher, die ich bisher gelesen habe…

Wenn ihr mich auf Instagram oder meinem Blog schon länger verfolgt, wisst ihr vermutlich, dass ich erst letzten Monat in Barcelona war. Der Wochenendtrip hat mir wahnsinnig gut gefallen: Eine traumhafte Stadt mit so vielen tollen Ecken und Sehenswürdigkeiten, dass man sie definitiv häufiger als einmal besuchen kann. Da Barcelona noch so präsent in meinem Kopf war, dachte ich: Warum nicht ein Buch lesen, dessen Handlung in eben dieser Stadt spielt? Ich fragte zwei meiner lesefreudigen Bekannten, ob sie mir eine passende Lektüre empfehlen könnten und beide antworteten, ohne groß zu überlegen und unabhängig voneinander (!), mit: „Der Schatten des Windes“. Von dem Buch und dem damit verbundenen Hype hatte ich bereits gehört. Nun war es an der Zeit, selbst herauszufinden, was ich davon halte.

Der Schatten des Windes Zafon

Die Handlung

„Der Schatten des Windes“ ist ein Roman von Carlos Ruiz Zafón und ist in der übersetzten, deutschen Fassung im Jahr 2013 im FISCHER Taschenbuch Verlag erschienen. Die Originalausgabe „La sombra del viento“ stammt bereits aus dem Jahr 2001. Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich sehr gespannt, wie sich dieser Roman entwickeln würde: Für mich ist es eine dieser Kurzzusammenfassungen, die nicht einmal ansatzweise die Fülle und verschiedenen Ebenen dieses Buches zum Ausdruck bringen. Ich hatte mir zugegebenermaßen etwas völlig anderes vorgestellt, als ich im Endeffekt bekommen habe. Und gerade das habe ich an diesem Roman sehr geliebt. Umso schwerer ist es für mich, eine Rezension zu verfassen, die nicht zu viel vorweg nimmt: Ich möchte nämlich, dass ihr genauso überrascht werdet wie ich.

Wir befinden uns in einem vom Bürgerkrieg gezeichneten Barcelona im Jahr 1945: Der junge Daniel Sempere, unser Protagonist, ist zu Beginn der Geschichte mit seinem Vater auf dem Weg zum Friedhof der vergessenen Bücher. Keinem solle er von diesem geheimen, besonderen Ort erzählen. Sein Vater, ein tüchtiger Buchhändler, trägt Daniel auf, sich ein Werk in der riesigen, unübersichtlichen Bibliothek auszusuchen, das ihn für den Rest des Lebens begleiten wird. Sempere Senior betont, dass jedes einzelne Exemplar im Friedhof der vergessenen Bücher seine eigene Seele hat: die des Schreibers und die des Lesers. Für Daniel ist das Buch seiner Wahl „Der Schatten des Windes“ von einem unbekannten Autor namens Julián Carax. Es ist eine nahezu schicksalhafte Begegnung zwischen Buch und Mensch – eine gewisse Anziehung, die von beiden Polen auszugehen scheint. In kürzester Zeit hat Daniel den Roman bereits beendet. Völlig fasziniert und emotional berührt möchte er nun vor allem eines: Mehr über den Autor Julián Carax herausfinden. Dies erweist sich jedoch als äußerst schwieriges Unterfangen, da nur wenige Informationen über den Verfasser des Buches bekannt sind. Auf den Spuren von Carax tritt Daniel mit zahlreichen weiteren Figuren in Kontakt, die jeweils für sich als Puzzlestück eines schier unlösbaren Rätsels gelten können. Sonderbare Parallelitäten zwischen Carax‘ Roman und Daniels Leben sowie virtuos gezeichnete Beziehungskonstellationen bestimmen die fortlaufende Handlung.

Meine Meinung

Direkt zu Beginn muss ich sagen, dass ich den Schreibstil Zafóns phänomenal finde: Für mich hat er es geschafft, die Atmosphäre, Stimmung und Charaktere so darzustellen, dass ich das komplette Buch über mitgefühlt habe und ich jede einzelne Figur vor meinem geistigen Auge exakt gesehen habe. Aufgrund der metaphorischen Sprache und präzisen Darstellung von Personen und der Umgebung konnte ich während der gesamten Lektüre in eine andere Welt eintauchen. In einigen Rezensionen zu dem Buch wurde negativ aufgeführt, dass es abschnittsweise etwas langatmig sei: Dem kann ich persönlich überhaupt nicht zustimmen. Meiner Meinung nach findet man hier einen wahnsinnig dichten Schreibstil vor. Zu keiner Zeit dachte ich mir während des Lesens, dass bestimmte Passagen einfach weggelassen werden hätten können.

Besonders fasziniert war ich von der Atmosphäre, die Zafón in „Der Schatten des Windes“ geschaffen hat: Ich empfand Barcelona durchgehend als sehr mystisch, wenn nicht sogar gespenstisch. Ein Großteil der erwähnten Schauplätze löste in mir ein eher beklemmendes Gefühl aus. Für mich war dies vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich die Stadt während meines eigenen Aufenthalts ganz anders erlebt und wahrgenommen habe, interessant. Wer weiß, vielleicht sehe ich Barcelona bei meinem nächsten Besuch mit ganz anderen Augen?

Die Spannung wurde für mich über das gesamte Buch aufrechterhalten. Oftmals dachte ich: „Jetzt habe ich alles durchschaut!“ Wenig später wurde meine Vermutung wieder vollkommen über den Haufen geworfen. Die zunehmende Komplexität der Geschichte hat mich an vielen Stellen verwirrt zurückgelassen, was definitiv mit ein Grund dafür war, weswegen die Seiten nur so flogen und mir die Lektüre einige Stunden Schlaf geraubt hat. Logikfehler in der Handlung konnte ich keine entdecken.

Die stellenweise eingebundenen Lebensweisheiten von Zafón, für welche er oftmals seine Figuren als Sprachrohr nutzt, haben mich außerdem auf eine Art und Weise zum Nachdenken gebracht, wie ich es bisher nur selten bei Büchern hatte. Dies ist auch mit ursächlich dafür, warum ich einige Stellen aus dem Roman auf Anhieb frei aus dem Kopf zitieren könnte: Sie blieben mir einfach im Gedächtnis.

Fazit

Für mich ist „Der Schatten des Windes“ ein Meisterwerk und Carlos Ruiz Zafón einer der Sprachvirtuosen unserer Zeit. Seinen Roman deute ich vor allem symbolisch: als ein Zeichen der Liebe des Lesers zu DEM Buch, das ihn sein ganzes Leben über begleitet. Das Buch, das womöglich keinen unwichtigen Beitrag dazu leistet, wie wir handeln und wie wir Dinge sehen, da uns dessen Inhalt im tiefsten Inneren in irgendeiner Form getroffen hat.

Passend zum Schluss würde ich von euch gerne wissen: Habt ihr für euch schon euer Buch gefunden?
Selbstverständlich interessieren mich auch eure Meinungen zu „Der Schatten des Windes“ – lasst mir gerne einen Kommentar da.

Macht’s gut und bis bald!

Eure Sybi

Was dir noch gefallen könnte:

3 comments

  1. Liebe Sybi,
    ich habe deine Rezension mit Spannung gelesen undsie enspricht genau meinem Empfinden, als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe! Enige meiner Bekannten fanden das Buch zu „blumig“ und zu verworren, aber für mich ist und bleibt es eines DER Bücher, welches ich zeitlebens nicht mehr vergessen werde.
    Es hat mich schon erschüttert, als ich vom Tode Zafons erfahren habe, zumal wir den gleichen Jahrgang hatten.. Schade dass es nun keine solchen Meisterwerke mehr geben wird..
    Danke für deine treffenden Worte, diese Geschichte betreffend.
    Liebe Grüsse, Marc

    1. Hallo Marc,
      Vielen Dank für deinen netten Kommentar! Das Leseerlebnis war für mich wirklich ein ganz besonderes. Mir fehlen noch einige Bücher von Zafon, sodass ich immerhin noch ein bisschen was vor mir habe. Nichtsdestotrotz war ich auch sehr erschüttert, als ich von seinem Tod erfahren habe und bin sehr traurig, dass er uns nicht mehr mit seinen Geschichten bereichern kann. Hast du denn schon alles von ihm gelesen?

      Liebe Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert